Die Künstlerin Adri, 2023
Farben haben mich bereits als Kind sehr fasziniert.
Meine Mama sorgte stets dafür, dass mir der Vorrat an Wasserfarben und Zeichenblöcken nicht ausging.
Ein Foto aus früher Kindheit
Kunst war über viele Jahre mein Lieblingsfach in der Schule.
Dennoch ist es ein langer Weg, um sagen zu können, Kunst ist zu
meinem Lebensinhalt geworden.
Während meines Schuldienstes als Kunstlehrerin an einem städtischen Gymnasium habe ich im Sommer 2015 mein eigenes Atelier eingerichtet, das ich zunächst an den Wochenenden und in den Ferien genutzt habe.
Adri vor den Werken ihrer Schüler, 2017
Inzwischen bin ich im Ruhestand und habe mein Atelier in meinen Heimatort aus frühester Kindheit verlegt und der Öffentlichkeit in einem Ladenlokal in der Innenstadt von Essen zugänglich gemacht.
Im August 2023 habe ich mit mehr als 60 Personen die Eröffnung gefeiert.
Ich biete Mal-Workshops in Co-Moderation und Möglichkeiten zur Teilnahme am Offenen Atelier an. Nicht zuletzt hat das Atelier auch Kunstgalerie-Charakter.
Die Künstlerin vor dem Atelier im Gespräch
mit dem Fotografen Rolf D. Hitzbleck,
August 2023, fotografiert von Bastian Bertram
Wie hat alles angefangen?
„Malen ist für mich ein Weg zu innerer Freiheit und Lebensfreude. Mein Privat-Atelier im Essener Süden mit Blick auf den Baldeneysee ist seit dem Sommer 2015, als ich ein neues, eindrucksvolles Kapitel in meiner Lebensgeschichte aufgeschlagen habe, ein neuer Ankerpunkt in meinem Leben geworden.
Die Künstlerin Adri,
digital bearbeitetes Selbstporträt
Meinem Kunstschaffen gingen mehrere prägende Ereignisse unmittelbar voraus:
1. Nach dem Umzug an meine neue Arbeitsstätte, einem städtischen Gymnasium in der ruhigen und weiten Ebene des Niederrheins, gelangte meine bisherige Beziehung in eine Krise und führte schließlich zur Trennung.
2. Die junge Frau, der ich meine Wohnung in Essen zur Miete überlassen hatte nach meinem Auszug, reichte nach 3 1/2 Jahren im Frühjahr 2015 die Kündigung ein. Diese Räumlichkeiten dienen seitdem als Atelier-Wohnung.
3. Meine Tochter hat ihr Studium in Aachen beendet und benötigt meine finanzielle Unterstützung nicht mehr. Nun kann ich mir den Atelierraum finanziell leisten und mir endlich einen Lebenstraum erfüllen.
Adri, digital bearbeitetes Selbstporträt
Mir ist es wichtig zu vermitteln, dass meinem Kunstschaffen eine große Lebenskrise vorausging, denn ich habe zunächst nicht aus einem inneren Verlangen heraus gemalt, sondern mehr als Trost. In einer stabilen Beziehung hätte ich vielleicht nie diese Muße aufgebracht, schon gar nicht in diesem Zeitumfang.
Die Wochenendbeziehung zu meinem bisherigen Lebenspartner hat sich in eine Wochenendbeziehung zur Kunst gewandelt. Unter der Woche arbeite ich an der Schule, und an den Wochenenden und in den Ferien wird im Atelier gemalt. Beide Wohnungen liegen etwa 65 km voneinander entfernt.
Ich habe meist nur vage Vorstellungen davon, wie meine Bilder aussehen sollen, und entsprechend offen ist der Ablauf des Malprozesses. Gerne lasse ich mich von Eingebungen leiten, die aus dem Moment heraus entstehen.
Adri, digital bearbeitetes Selbstporträt
Am liebsten beschäftige ich mich mit kleineren bis mittelgroßen Formaten, die allesamt noch bequem am Tisch gestaltet werden können. An der Staffelei fühle ich mich meinen Bildern beim Malen nicht nah genug. Zu starr ist mir oft die Bildausrichtung, denn ich liebe es, wenn ich das Bild stufenlos drehen und wenden kann.
Der große Tisch im Wohnraum, das eigentliche Zentrum meines neuen Ateliers, ist Arbeits- und Essplatz zugleich. Ein Platzdeckchen als selbst gestaltetes Unikat markiert die Essenszeit und verschwindet genau so schnell wieder, wenn ich anfange zu malen (s. Foto).
Mein Atelierraum wie er bis 2022 aussah
Auf der komplett überdachten Loggia mit Blick auf den Baldeneysee stehen im Sommer zwei schlichte Gartenliegen und ein kleiner Holztisch – stets bereit für einen Plausch mit einer guten Freundin oder aber einfach nur zum Träumen und Abschalten, wenn ich alleine bin. Einige wenige blühende Balkonpflanzen sind neben den eigenen Werken an den Wänden gestaltgebend für die Wohnatmosphäre.
Adri, digital bearbeitetes Selbstporträt
Viele meiner Werke stehen in direktem Bezug zu meinem Beruf als Kunstlehrerin. Der Lehrplan sieht u.a. die Vermittlung von Zufallsverfahren vor. Man versteht darunter Bildstrategien, die nicht unmittelbar der vollständigen Kontrolle unterliegen. Farben und auch weitere Malmedien können zwar noch bewusst ausgewählt werden, doch alles Weitere ergibt sich erst im unmittelbaren Tun, und das erfordert ein Einlassen und Hingabe an den Prozess.
Die ursprüngliche Lücke im Unterrichtsplan ist also der Ausgangspunkt für mein künstlerisches Schaffen im Atelier, das in den folgenden Jahren stets mit dem Aspekt des Zufalls befasst ist.
Adri, digital bearbeitetes Selbstporträt
Handelt es sich um einen Zufall mit dem Zufall?
In einem Workshop bei der Künstlerin Susanne Hilbert lerne ich eine neue Maltechnik kennen, die von diesem Moment an den Weg bereitet für eine Vielzahl an Variationen aber auch Weiterentwicklungen zum Thema Zufallsverfahren. Von Anfang an hat mich die Möglichkeit fasziniert, die relativ glatte, vor allem aber ebene Struktur einer Leinwand zugunsten von organisch erscheinenden Malgründen aufzulösen , die entsprechend mit Strukturpasten behandelt werden und dadurch fast reliefartigen Charakter erhalten.
Die Oberflächenstruktur ist nie im klassischen Sinne geplant, sondern entsteht vielmehr aus der Geste des Arms heraus. Ähnlich verhält es sich mit den Farben. Entweder ich beginne mit einem ausgesuchten Farbklang, oder ich arbeite mich von einer zur nächsten Farbe weiter, so wie es sich für mich passend anfühlt.
Dabei haben die Farben, insbesondere wenn sie verdünnt werden, freie Entfaltungsmöglichkeiten auf dem meist strukturierten Malgrund, so als wenn sie gleichsam ein Eigenleben entwickeln würden.
Für den Malprozess gibt es selten eine Anleitung. Häufig halte ich verschiedene Arbeitsschritte mit der Kamera fest, um ihn nachträglich nachvollziehen zu können. Das kann sehr anschaulich in Wort & Bild an einigen Werkthemen im Blog verfolgt werden.
Adri, digital bearbeitetes Selbstporträt
So sieht die Situation zwischen 2015 und 2022 aus – bis zum Komplettumzug zurück nach Essen, als ich mit Pensionsbeginn meine Dienstwohnung in Geldern am Niederrhein aufgelöst habe.
Seit Februar 2022 dient ein kleinerer Raum der ursprünglichen Atelier-Wohnung in Essen nun als Zweitatelier.
Der große Atelierraum ist nun in den Wohn- und Essküche umgewidmet worden. Es entstand die Erfordernis für einen neuen großen Atelierraum, den ich in der Innenstadt habe ich zu Beginn des Jahres 2023 bezogen habe.
Ich musste gar nicht so lange danach suchen. Nachdem ich mir zwei Ladenlokale in unmittelbarer Umgebung angeschaut habe, spürte ich sofort beim Betreten des Ladens an der I. Weberstraße 8, der zu dieser Zeit noch als Kosmetikstudio genutzt wurde, dass ich mich hier sehr wohl fühlen würde. Hier ist nun auch genügend Platz für regelmäßig stattfindende Workshops.
Adri, digital bearbeitetes Selbstporträt
Die Kunst und speziell das Malen hat mich zu mir selbst geführt.
Mit jedem neuen Werk ein Stückchen mehr.
Und manchmal auch in großen Sprüngen.
Diese Erfahrungsmöglichkeiten möchte ich mit aufgeschlossenen Menschen in Zukunft teilen. Gerne würde ich auch dich auf deinem Weg begleiten.
Melde dich gerne unter info@adri-arts.de und wir besprechen, wie ich dir helfen kann.“